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Der Wiener Jugendstil - Aufbruch in die Moderne ©
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Samstag, 7. September • 21:45 - 22:30

Der Wiener Jugendstil - Aufbruch in die Moderne

Dokumentation

Wien um 1900: eine Stadt der radikalen Kontraste. In den Arbeitervierteln verelendet ein Teil der Bevölkerung, im Zentrum der k.-u.-k.-Metropole aber weht geradezu ein Sturm des Aufbruchs.
Wissenschaft und Wirtschaft, Kunst und Kultur entfalten sich explosionsartig. Filmemacher Rudolf Klingohr erzählt von der Zeit, als Wien den Weg in die Moderne beschritt - und von den meist jüdischen Mäzenen, die als Förderer Künstler zu Weltgeltung verhalfen.
"Ver Sacrum" - "heiliger Frühling" - lautet der Titel der von der Wiener Secession herausgegebenen Zeitschrift - und er treibt üppige Blüten, dieser Frühling. Ein Gutteil der Künstlerschaft hatte sich von den Fesseln des Historismus befreit. Gustav Klimt wird zum ersten Präsidenten der Secession, der Jugendstil zur prägenden Kunstrichtung jener Jahre.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfolgt das Kaiserhaus eines seiner gigantischsten Prestigeprojekte: den Bau der Wiener Ringstraße, der "Via Triumphalis" habsburgischer Machtentfaltung. Mit der Schleifung der Stadtmauer wird viel Bauland frei, und dank einer geänderten Gesetzeslage können Juden dort Parzellen erwerben. Es sind finanzkräftige Industrielle oder Bankiers aus den Kronländern und aus Deutschland, die sich jetzt mit ihren Bauten im Stadtbild wiederfinden und zu den wichtigsten Financiers der Ringstraße werden.
Die Familien Schey und Ephrussi zählen zu den prominentesten Investoren. Und Karl Wittgenstein, ein ewiger Ausreißer und Schulabbrecher, der sich lieber als Barmusiker in New York verdingte, bevor er zum Industriellen, wichtigen Vertreter der Gründerzeit und Förderer der Künstler wurde. Waren die Palais und Repräsentationsgebäude der Ringstraße ganz dem Historismus verpflichtet, so brechen die Sezessionisten radikal mit der Tradition. In Anlehnung an den französischen Art nouveau wird der Jugendstil Wienerischer Prägung zur bestimmenden Kunst- und Architekturrichtung.
Gustav Klimt malt Porträts seiner prominenten Auftraggeber, die deren Reputation befördern. Josef Hoffmann gehört zu den Architekten, die deren Eigenheime erbauen und sie mit seinen Designarbeiten aus der Wiener Werkstätte ausstattet. Heute sind diese Arbeiten teure Sammlerstücke oder als Exponate in den großen Museen der Welt zu sehen. Kontakte werden in den Salons umtriebiger Netzwerkerinnen wie Berta Zuckerkandl geknüpft.
Hinter der Förderung des Jugendstils durch jüdische Mäzene stand auch der Wunsch nach gesellschaftlicher Anerkennung. So ergab sich eine große Symbiose zwischen den Künstlerinnen und Künstlern der Secession und den wohlhabenden Familien des späten 19. Jahrhunderts. Die Akzeptanz jüdischer Großbürger und Industrieller blieb allerdings über weite Strecken bloßer Wunschtraum. Selbst in ihrer Hochblüte wurden viele von ihnen vom alten Establishment als "Parvenus" ausgegrenzt. Erstrecht die politische Agitation des antisemitischen Bürgermeisters Karl Lueger und das Aufkommen der Nazis ließen diese Erzählung im frühen 20. Jahrhundert enden.

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