Sorry We Missed You ^Proposta

Dramma

Großbritannien 2019

Ricky und seine Frau Abby leben mit den zwei Kindern in Newcastle. Seit der Finanzkrise 2008 kämpfen sie mit Schulden. Ricky schlägt sich mit Gelegenheitsjobs als Handwerker durch, Abby arbeitet als Altenpflegerin. Damit bringen sie die Familie aber nur knapp über die Runden. Dennoch träumen sie von ein bisschen Unabhängigkeit und einem eigenen Haus. Deshalb unterzeichnet Ricky einen Franchise-Vertrag und ist ab sofort freiberuflicher Kurier eines Paketdienstleisters. «Du bist dein eigener Boss», grinst Maloney, sein Chef . Allerdings, den Lieferwagen muss Ricky selbst mitbringen. Damit er sich diesen leisten kann, müssen sie Abbys Auto verkaufen. Für sie wird damit die ohnehin stressige Arbeit noch anstrengender, denn nun muss sie ihre Patientenrunden mit dem Bus machen.
Die alltägliche Realität als selbstständiger Paketzusteller bringt für Ricky ungeahnte Herausforderungen mit sich. In einem Business, in dem pro Auftrag bezahlt wird, gerät er bald an seine Grenzen, Übermüdung und Existenzangst machen ihm zu schaffen. Es ist ein Teufelskreis von Abhängigkeiten, aus dem Ricky und Abby verzweifelt auszubrechen versuchen. Der Zusammenhalt der kleinen Familie geht immer mehr verloren, weil kaum mehr Zeit füreinander bleibt, vor allem Teenager-Sohn Seb beginnt zu rebellieren, er geht nicht mehr zur Schule und lehnt sich auf. Die kleine Liza Jae versucht alles, um die vier zusammenzuhalten.
Wie fast in jedem seiner Filme kritisiert Ken Loach auch bei «Sorry We Missed You» das kapitalistische System, doch den Blick richtet er stets auf den einzelnen Menschen. Seine Figuren sind ihm wichtig, in «Sorry We Missed You» zeigt er sie ohne grosse Sentimentalität, aber als Kämpfer, die an der sogenannten Gig Economy - dem informellen, flexiblen Arbeitsmarkt - fast zugrunde gehen. Dazu «Die Zeit»: «Ken Loach ist einer der wenigen Regisseure, die dem sozialen Realismus die Treue gehalten haben. Die Schönheit seines Kinos entsteht aus der Aufmerksamkeit für die Figuren, aus seinem inständigen Blick. Loach schenkt ihnen die Zeit, die sie füreinander nicht haben, und ein Bewusstsein ihrer Misere schenkt er ihnen auch. Das Ergebnis ist ein tiefer Humanismus und manchmal eine verborgene Utopie.»
Wie immer arbeitete Loach hauptsächlich mit Laien, einzig Hauptdarsteller Kris Hitchens hatte schon Erfahrungen als Schauspieler gesammelt, arbeitete jedoch hauptsächlich als Klempner. Der Film feierte seine Premiere im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes 2019 und ist auf SRF 1 exklusiv in Zweikanalton deutsch/englisch zu sehen.